Beginenpreis 2021 ging an den Verein Frauen gegen Erwerbslosigkeit

Der diesjährige Beginenpreis ging an unseren Verein Frauen gegen Erwerbslosigkeit.

Die mit 5000,- Euro dotierte Auszeichnung, bereitgestellt durch die Stiftung „Apfelbaum“,  wird  jährlich an ein autonomes Kölner Frauenprojekt vergeben, das sich in nachhaltiger Weise für die Förderung von Frauen einsetzt.
Die Preisverleihung am 8. Oktober fand unter Einhaltung der Coronaschutzregeln (2G) statt.

Die Laudatio wurde gehalten von der ehemaligen Bundestagsabgeordneten Dr. Lale Akgün. Sie kritisierte die immer noch bestehende Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und betonte die Notwendigkeit einer offenen Beratung für erwerbslose Frauen, die die gesamte Lebenssituation der Betroffenen in den Blick nimmt: „Lässt sich die soziale Frage überhaupt von der familiären trennen? Wann führt die Überforderung zu Gewalt? Und wann wächst die Situation den Frauen so über den Kopf, dass sie nicht mehr weiterwissen?“

An anderer Stelle würdigte sie den konfessionsübergreifenden, kulturübergreifenden und herkunftsübergreifenden Ansatz des Vereins: „Er hat längst die Vorstellung verlassen, dass eine Frau als Vertreterin ihrer Herkunftskultur und Religion gesehen wird. Der Verein sieht in der Frau das Individuum mit seinen Möglichkeiten. Er hilft allen, die vor der Tür stehen. Und wenn sprachunkundige Frauen kommen, dann gibt es für diese Dolmetscherinnen in 10 Sprachen.  Niemand soll ausgeschlossen werden, auch die Neuankömmlinge gehören von Anfang an dazu.“ (Weiter unten dokumentieren wir den vollständigen Text der Laudatio.)

Musikalisch begleitet wurde der Abend durch die Cellistin Johanna Stein.

Wir freuen uns sehr über die Wertschätzung unserer Arbeit und danken den Beginen und allen anderen Beteiligten für den wunderbaren Abend.

Frauen gegen Erwerbslosigkeit

Hier finden Sie den vollständiger Text der Laudatio gehalten von Dr. Lale Akgün

 

16.09.2021 Übergabe unserer Petition „Erwerbslose Frauen brauchen Unterstützung JETZT“ an den Gleichstellungs- und Sozialausschuss der Stadt Köln

Liebe Unterstützer*innen,

mehr als 2.500 Menschen haben die Petition „Erwerbslose Frauen brauchen Unterstützung JETZT “ von Frauen gegen Erwerbslosigkeit e.V. unterzeichnet. Herzlichen Dank! Eure und Ihre Solidarität stärkt den Frauen in Not und Armut, die zu uns in die Beratung kommen, den Rücken und tut einfach gut.

Die Petition richtete sich an die Stadt Köln. Gefordert wurde eine sichere Finanzierung der Beratungsarbeit von Frauen gegen Erwerbslosigkeit e.V. . Wir haben die Petition an die Vorsitzende des Gleichstellungsauschusses und den Vorsitzenden des Sozialausschusses der Stadt Köln übergeben.

Viele Frauen mit bunten Transparenten waren bei der Übergabe dabei. Die beiden Politiker*innen betonten, wie sehr sie unsere Arbeit wertschätzen und sagten nachdrücklich zu, sich für die Finanzierung der Beratung zu engagieren. Die Stadt Köln muss jetzt Farbe bekennen. Wir sind optimistisch, dass den Worten auch Taten folgen. Die Petition war ein starkes frauen*politisches Signal und dafür danke ich Ihnen und Euch ganz persönlich und im Namen von Frauen gegen Erwerbslosigkeit e.V.. Gemeinsam sind wir stark!

Herzliche Grüße

Brigitte Erdweg

Petition: Keine erwerbslose Frau in Köln im Stich lassen. JETZT!

An die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, Henriette Reker und die demokratischen Fraktionen im Rat der Stadt Köln

Erwerbslose Frauen in Köln brauchen Unterstützung – JETZT!

Keine erwerbslose Frau im Stich lassen – das ist das Motto von Frauen gegen Erwerbslosigkeit e.V., einem der ältesten Frauenprojekte in Köln. Setzen Sie sich mit uns dafür ein, dass das Herzstück unserer Arbeit, die Beratung erwerbsloser Frauen, nicht aus Geldmangel drastisch eingeschränkt werden muss. Genau das ist aber in Kürze der Fall, wenn wir keine weitere finanzielle Unterstützung erhalten.

Die Stadt Köln fördert die Beratung von Frauen gegen Erwerbslosigkeit e.V. zwar mit rund 24.000 €, aber das reicht nicht aus.

Wir benötigen mindestens weitere 56.000 Euro für:

  • eine Stelle für die Beratung erwerbsloser Frauen
  • Miete für einen Raum in dem die Beratung stattfindet
  • Kosten für Übersetzungen in Sprachen, die wir nicht beherrschen

>> Link zur Petition bei Weact.

 

Kundegebung 8.März 2021 auf dem Wilhelmplatz

Am 8. März, dem internationalen feministischen Kampftag, hatte ein großes Bündnis feministischer Gruppen zu dezentralen Aktionen und Streiks in ganz Köln aufgerufen. Stadtweit gab es (corona-konforme) Aktionen, Kunstperformances und Kundgebungen unter dem gemeinsamen Motto:

Das gute Leben für alle erkämpfen! Solidarisch. Feministisch. Gemeinsam.

In Nippes, auf dem Wilhelmsplatz, gab es um 15 Uhr eine Kundgebung zur Situation erwerbsloser und von Armut betroffener Frauen. Aufgerufen dazu hatte das Bündnis Lila in Köln, zu dem auch unser Verein Frauen gegen Erwerbslosigkeit gehört.

Frauen sind in besonderem Maße von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Viele sind mehrfach belastet, durch fehlende Kinderbetreuung, Homeschooling in kleinen Wohnungen, evtl. Familien-Quarantäne oder Pflege von Angehörigen. Viele haben ihre Jobs verloren, darunter viele Minijobberinnen ohne Anspruch auf Kurzarbeitergeld , ALG I oder Ausfallentschädigung. Familiäre Konflikte und häusliche Gewalt nehmen zu. Insbesondere Frauen mit Zuwanderungsgeschichte und nicht ausreichenden Sprachkenntnissen sind auf Unterstützung angewiesen. Der Zugang zu aktuellen Informationen und medizinischer Versorgung ist erschwert. Es fehlt es an notwendigen Ansprechpartner*innen in Behörden, Institutionen, bei Rechtsanwält*innen, Schulen oder Kitas. Geflüchtete Frauen sind in den Gemeinschaftsunterkünften besonderen Risiken und Belastungen ausgesetzt.

Die Kundgebung war auch eine Solidaritätsaktion für Frauen gegen Erwerbslosigkeit e.V.und die fehlende Finanzierung unserer offenen Erwerbslosenberatung.
Um 19 Uhr fand dann die zentrale Abschlusskundgebung auf dem Rudolfplatz statt

Beratung für erwerbslose Frauen muss bleiben!

Frauen haben ein Recht auf eine unabhängige, interkulturelle und gendersensible Beratung!

Für den Erhalt der unabhängigen Frauenprojekte!

 

 

 

 

 

 

 

+++ in eigener Sache +++ in eigener Sache +++ in eigener Sache +++

Beratung für erwerbslose Frauen muss bleiben!

Am 4.2.2021 entschied der Rat der Stadt Köln, unseren Verein als Arbeitslosenzentrum mit jährlich 24.353,- € zu fördern. Das ist zunächst einmal gut und wir freuen uns, dass die Stadt Köln ein Interesse daran hat, Hilfestrukturen in Köln zu erhalten. Vorangegangen war eine Entscheidung der Landesregierung, Arbeitslosenzentren zukünftig nicht mehr zu fördern. Dadurch wären wichtige Anlaufstellen in Köln weggefallen.

Aber eine Förderung als Arbeitslosenzentrum reicht nicht aus, um unsere offene Beratung für erwerbslose Frauen zu sichern.

Bereits in 2015 hatten wir die Landesförderung unserer Beratungsstelle verloren. Ohne Angabe von Gründen wurde damals die Finanzierung durch das Ministerium für Arbeit und Soziales kurzfristig eingestellt. Wir haben nicht aufgegeben, mit Hilfe eine „Patchwork-Finanzierung“ aus Projektmitteln, Stiftungsgeldern, Ehrenamt und ganz viel Engagement haben wir unsere Beratung fortgeführt und wir haben keine Frau abgewiesen.

Unsere interkulturelle Anlaufstelle in Köln Nippes ist vielen Ratsuchenden gut bekannt. Viele Frauen schätzen die gendersensible Atmosphäre unserer Einrichtung und die Möglichkeit, Beratungsgespräche in 10 verschiedenen Sprachen zu führen. Unsere Angebote richten sich an alle Frauen, unabhängig von kultureller oder sprachlicher Herkunft, Bildungshintergrund, Religionszugehörigkeit, Familienstand oder sexueller Orientierung. In unserer offenen Beratungsstelle beraten wir von Erwerbslosigkeit betroffene oder bedrohte Frauen, Alleinerziehende, Berufsrückkehrerinnen, Frauen mit Zuwanderungsgeschichte oder geflüchtete Frauen. Ein zunehmend nachgefragter Schwerpunkt bildet die Beratung von Transgender und queer orientierten Menschen mit Migrationshintergrund und ihren Familien bzw. Wahlfamilien. 

Wir unterstützen bei Fragen zum Arbeitslosengeld (ALGI und ALGII), Asylbewerberleistungsgesetz, Wohngeld, Sozialhilfe und Grundsicherung im Alter sowie zur Entwicklung einer beruflichen Perspektive und zum (Wieder)-Einstieg ins Berufsleben.

Die Entscheidung des Kölner Rats ist für uns nicht nachvollziehbar. Aus dem Kreis von insgesamt 5 Arbeitslosenberatungsstellen und 4 Arbeitslosenzentren hat ausgerechnet das einzige unabhängige, frauenspezifische Beratungsangebot keine ausreichende Finanzierung. Und dies vor dem Hintergrund einer Pandemie, die drastische Folgen v.a. für Frauen hat.

Frauen und die Folgen der Corona-Pandemie

Frauen gelten als die Verliererinnen der Krise, sie sind in der Regel mehrfach belastet, durch Erwerbsarbeit, fehlende Kinderbetreuung, Homeschooling, evtl. Familien-Quarantäne oder Pflege von Angehörigen. Die patriarchale Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, so scheint es, hat sich erneut gefestigt. Viele sprechen von einer sog. Retraditionalisierung. Pandemiebedingt sind v.a. die klassischen Dienstleistungsbereiche von Arbeitslosigkeit betroffen. Bereiche wie Einzelhandel, Hotel- und Gaststättengewerbe, Reinigung, Friseur*innenhandwerk, Kosmetik und Körperpflege. Bereiche in denen viele Frauen beschäftigt sind, oft in prekären Arbeitsverhältnissen. Viele haben ihre Minijobs verloren ohne Anspruch auf Kurzarbeitergeld oder Ausfallentschädigung. Und es ist nicht allein das Einkommen, das wegfällt, es ist auch ein Stück gesellschaftlicher Partizipation und für nicht wenige Migrantinnen bedeutet das Erwerbseinkommen auch eine Sicherung des Aufenthaltsstatus. Andere haben als Freiberuflerinnen ihre Ersparnisse aufgebraucht und stehen nun vor der Entscheidung, Leistungen nach SGB II zu beantragen. Armut und das Gefühl von Überforderung und Ausweglosigkeit wachsen. Familiäre Konflikte und häusliche Gewalt nehmen zu.

Insbesondere Frauen mit Zuwanderungsgeschichte und nicht ausreichenden Sprachkenntnissen sind auf Unterstützung angewiesen. Der Zugang zu aktuellen Informationen und medizinischer Versorgung war und ist für viele erschwert, Arzttermine wurden/ werden verschoben oder fallen ganz aus. Pandemiebedingt fehlt es an notwendigen Ansprechpartner*innen in Behörden, Institutionen, bei Rechtsanwält*innen, Schulen oder Kitas. Geflüchtete Frauen sind in den Gemeinschaftsunterkünften, ohne Schutz der Privatsphäre, besonderen Belastungen sowie einem hohen Risiko sexualisierter oder häuslicher Gewalt ausgesetzt. Viele sind sprachlich und technisch noch nicht in der Lage, komplexere Sachverhalte per Telefon zu schildern oder durch Internetprogramme wie Skype oder Zoom zu kommunizieren. Sie sind auf „face to face“ Kontakte und persönliche Beratung angewiesen.

Wenn wir unser Beratungsangebot einschränken müssen, bleiben viele dieser Frauen allein. Sie verlieren eine Anlaufstelle, die sie stützt begleitet und ins Kölner Hilfesystem vermittelt. Das darf nicht passieren!

Wir kämpfen um eine Finanzierung! Achten sie auf aktuelle Informationen unter www.frauen-erwerbslos.de

Die Beratung für erwerbslose Frauen muss bleiben!

Gerne können Sie uns mit einer Spende unterstützen!

Ihre Frauen gegen Erwerbslosigkeit

Mehr zum Thema:
Leserinnenbrief Kölner Stadt-Anzeiger

Artikel Kölnische Rundschau