Beratung für erwerbslose Frauen muss bleiben!

Am 4.2.2021 entschied der Rat der Stadt Köln, unseren Verein als Arbeitslosenzentrum mit jährlich 24.353,- € zu fördern. Das ist zunächst einmal gut und wir freuen uns, dass die Stadt Köln ein Interesse daran hat, Hilfestrukturen in Köln zu erhalten. Vorangegangen war eine Entscheidung der Landesregierung, Arbeitslosenzentren zukünftig nicht mehr zu fördern. Dadurch wären wichtige Anlaufstellen in Köln weggefallen.

Aber eine Förderung als Arbeitslosenzentrum reicht nicht aus, um unsere offene Beratung für erwerbslose Frauen zu sichern.

Bereits in 2015 hatten wir die Landesförderung unserer Beratungsstelle verloren. Ohne Angabe von Gründen wurde damals die Finanzierung durch das Ministerium für Arbeit und Soziales kurzfristig eingestellt. Wir haben nicht aufgegeben, mit Hilfe eine „Patchwork-Finanzierung“ aus Projektmitteln, Stiftungsgeldern, Ehrenamt und ganz viel Engagement haben wir unsere Beratung fortgeführt und wir haben keine Frau abgewiesen.

Unsere interkulturelle Anlaufstelle in Köln Nippes ist vielen Ratsuchenden gut bekannt. Viele Frauen schätzen die gendersensible Atmosphäre unserer Einrichtung und die Möglichkeit, Beratungsgespräche in 10 verschiedenen Sprachen zu führen. Unsere Angebote richten sich an alle Frauen, unabhängig von kultureller oder sprachlicher Herkunft, Bildungshintergrund, Religionszugehörigkeit, Familienstand oder sexueller Orientierung. In unserer offenen Beratungsstelle beraten wir von Erwerbslosigkeit betroffene oder bedrohte Frauen, Alleinerziehende, Berufsrückkehrerinnen, Frauen mit Zuwanderungsgeschichte oder geflüchtete Frauen. Ein zunehmend nachgefragter Schwerpunkt bildet die Beratung von Transgender und queer orientierten Menschen mit Migrationshintergrund und ihren Familien bzw. Wahlfamilien. 

Wir unterstützen bei Fragen zum Arbeitslosengeld (ALGI und ALGII), Asylbewerberleistungsgesetz, Wohngeld, Sozialhilfe und Grundsicherung im Alter sowie zur Entwicklung einer beruflichen Perspektive und zum (Wieder)-Einstieg ins Berufsleben.

Die Entscheidung des Kölner Rats ist für uns nicht nachvollziehbar. Aus dem Kreis von insgesamt 5 Arbeitslosenberatungsstellen und 4 Arbeitslosenzentren hat ausgerechnet das einzige unabhängige, frauenspezifische Beratungsangebot keine ausreichende Finanzierung. Und dies vor dem Hintergrund einer Pandemie, die drastische Folgen v.a. für Frauen hat.

Frauen und die Folgen der Corona-Pandemie

Frauen gelten als die Verliererinnen der Krise, sie sind in der Regel mehrfach belastet, durch Erwerbsarbeit, fehlende Kinderbetreuung, Homeschooling, evtl. Familien-Quarantäne oder Pflege von Angehörigen. Die patriarchale Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, so scheint es, hat sich erneut gefestigt. Viele sprechen von einer sog. Retraditionalisierung. Pandemiebedingt sind v.a. die klassischen Dienstleistungsbereiche von Arbeitslosigkeit betroffen. Bereiche wie Einzelhandel, Hotel- und Gaststättengewerbe, Reinigung, Friseur*innenhandwerk, Kosmetik und Körperpflege. Bereiche in denen viele Frauen beschäftigt sind, oft in prekären Arbeitsverhältnissen. Viele haben ihre Minijobs verloren ohne Anspruch auf Kurzarbeitergeld oder Ausfallentschädigung. Und es ist nicht allein das Einkommen, das wegfällt, es ist auch ein Stück gesellschaftlicher Partizipation und für nicht wenige Migrantinnen bedeutet das Erwerbseinkommen auch eine Sicherung des Aufenthaltsstatus. Andere haben als Freiberuflerinnen ihre Ersparnisse aufgebraucht und stehen nun vor der Entscheidung, Leistungen nach SGB II zu beantragen. Armut und das Gefühl von Überforderung und Ausweglosigkeit wachsen. Familiäre Konflikte und häusliche Gewalt nehmen zu.

Insbesondere Frauen mit Zuwanderungsgeschichte und nicht ausreichenden Sprachkenntnissen sind auf Unterstützung angewiesen. Der Zugang zu aktuellen Informationen und medizinischer Versorgung war und ist für viele erschwert, Arzttermine wurden/ werden verschoben oder fallen ganz aus. Pandemiebedingt fehlt es an notwendigen Ansprechpartner*innen in Behörden, Institutionen, bei Rechtsanwält*innen, Schulen oder Kitas. Geflüchtete Frauen sind in den Gemeinschaftsunterkünften, ohne Schutz der Privatsphäre, besonderen Belastungen sowie einem hohen Risiko sexualisierter oder häuslicher Gewalt ausgesetzt. Viele sind sprachlich und technisch noch nicht in der Lage, komplexere Sachverhalte per Telefon zu schildern oder durch Internetprogramme wie Skype oder Zoom zu kommunizieren. Sie sind auf „face to face“ Kontakte und persönliche Beratung angewiesen.

Wenn wir unser Beratungsangebot einschränken müssen, bleiben viele dieser Frauen allein. Sie verlieren eine Anlaufstelle, die sie stützt begleitet und ins Kölner Hilfesystem vermittelt. Das darf nicht passieren!

Wir kämpfen um eine Finanzierung! Achten sie auf aktuelle Informationen unter www.frauen-erwerbslos.de

Die Beratung für erwerbslose Frauen muss bleiben!

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Mehr zum Thema:
Leserinnenbrief Kölner Stadt-Anzeiger

Artikel Kölnische Rundschau

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